Havelland – Das Ländchen Friesack
Das Havelland ist von feuchten Niederungen geprägt, bei denen es sich um Urstromtäler aus der letzten Eiszeit handelt: Im Norden das Rhinluch, im Zentrum das Havelländische Luch und die südliche Begrenzung bildet die Havelniederung. Dazwischen befinden sich mehrere kleinere Landrücken, die hier „Ländchen“ genannt werden (Ländchen Friesack, Rhinow, Bellin, Glien und Schollene). Sie zeichnen sich durch Wälder und ackerbauliche Nutzung aus, während das umgebende Flachland vor allem aus Wiesen besteht. Eines davon, das Ländchen Friesack, möchte ich heute besuchen.
Ich starte meine Tour am Bahnhof Friesack, der an der Bahnstrecke Berlin-Hamburg liegt. Von hier geht es zunächst in den 2 km entfernten Ort Friesack, den ich mir auf dem Rückweg noch genauer ansehen werde. Zuerst fahre ich jedoch weiter in das Dorf Kleßen, in dessen Zentrum sich das Schloss Kleßen befindet. Neben einem idyllisch gelegen Herrenhaus gibt es hier ein Spielzeugmuseum, einen markanten Wasserturm und einen Gutsgarten, den man besichtigen kann.
Anschließend fahre ich „hoch“ in das „Ländchen“, was sich als leichte Steigung des Weges bemerkbar macht. Am Straßenrand blühen zahlreiche Robinien und es sind vereinzelt Mohn und Kornblumen zu bewundern – allerdings nur an den Feldrändern, was darauf hinweist, dass der größte Teil der Felder mit Herbiziden gespritzt wurde.
Nächste Station ist das Dorf Görne, mit seiner Fachwerkkirche aus dem Jahre 1728.
Hinter dem Dorf geht es wieder abwärts in die Wiesenlandschaft, wo ich den Großen Havelländischen Hauptkanal überquere. Parallel zum Kanal führt meine Route auf alten DDR-Betonplattenwegen durch eine menschenleere Landschaft. Gelegentlich läuft mir ein interessantes Tier über den Weg, wie z. B. ein Exemplar der selten gewordenen Feldgrille oder eine Raupe des Nachtfalters Grasglucke. Auf den Wiesen sind vereinzelt Kuckucks-Lichtnelken zu sehen.
Kurz vor Landin muss ich ein Stück auf der für Radfahrer gefährlichen B188 überbrücken, bevor ich im Dorf Kriele auf den Havellandradweg stoße, auf dem wieder mehr Radfahrer unterwegs sind. Neben einer Backsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert gibt es hier auch Einkehrmöglichkeiten.
Über verschiedene kleine Dörfer fahre ich nun zurück in Richtung Friesack. Ein Kuriosum ist der seltsame Schwedenturm im Ort Wagenitz, bei dem es sich um den Rest eines ehemaligen Küchengebäudes mit einem kuppelartigen Kamin handelt. Das dazugehörige Schloss Wagenitz wurde bei Kriegsende 1945 leider vollständig zerstört.
Noch intakt aber derzeit leerstehend ist dagegen das Schloss Vietznitz im gleichnamigen Ort.
Abschließend sehe ich mir noch den Ort Friesack an. Der historische Marktplatz mit dem Rathaus wirkt recht malerisch, insgesamt macht der Ort jedoch einen unbelebten und heruntergekommenen Eindruck, der durch eine leerstehende und unsensibel in die Ortsmitte gesetzte „moderne“ Ladenzeile noch verstärkt wird.
Gegen 17 Uhr besteige ich den Regionalzug RE2, der mich in knapp einer Stunde nach Berlin zurückbringt.
Zurückgelegte Strecke: 55 km