GPS-Navigationsgeräte:
Falk Ibex vs. GPSmap 64s

Garmin GPSMap 64s  Großtrappen-Wandbild in Buckow

Als ich 2014 auf der Suche nach einem Fahrrad-Navigationsgerät war, fiel meine Wahl auf das Falk Ibex 32, ein speziell auf die Bedürfnisse von Radfahrern ausgerichtetes Navigationsgerät. [Andere Geräte in dieser Klasse – ich würde sie einmal als „Komfort-Fahrrad-Navi“ bezeichnen – sind z. B. die neueren Geräte der Falk Tiger-Reihe, die Fahrradnavis von Teasi und die Garmin Edge-Reihe.]

2017 bin ich dann anlässlich einer mehrtägigen Tour auf ein Garmin GPSmap 64s umgestiegen – ein Gerät, das man als „Allround-Outdoor-Navi“ bezeichnen könnte.

Im Folgenden möchte ich einmal die Unterschiede dieser beiden Geräte mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen beschreiben, die vielleicht dem einen oder anderen eine Hilfestellung bei der Auswahl eines Navigationsgerätes geben werden. Ich setze voraus, dass der Unterschied zwischen Routen und Tracks bereits bekannt ist. Falls nicht, bitte ich diesen noch einmal nachzulesen.

grün = Gerät im Vorteil, rot = Gerät im Nachteil

Akkulaufzeit

Falk Ibex: 1 Akku = 6,5 Stunden Laufzeit. Verwendet teure Spezialakkus (30 €), die sich leider als unzuverlässig herausstellten, da sie sich gelegentlich nach mehrstündigem Aufladen innerhalb von Minuten wieder entladen haben. Zur Sicherheit hatte ich immer 3 Akkus dabei. Viele neuere Fahrrad-Navis haben fest eingebaute Akkus, so dass eine geringe Lebensdauer vorprogrammiert ist.

GPSmap 64s: Benötigt 2 Mignon AA-Akkus. Mit 2 schwarzen Eneloop Pro-Akkus (2550 mAh) erhalte ich eine Akkulaufzeit von 18,5 Stunden. Für 30 € bekomme ich 8 Eneloop-Akkus und erhalte damit eine Laufzeit von 58 Stunden (!). In Notfällen lassen sich Mignon-Batterien zudem in jeder Tankstelle bekommen.


Bedienung

Falk Ibex: Einfach und intuitiv, auch ohne Bedienungsanleitung sofort zu verstehen.

GPSmap 64s: Einarbeitungszeit und Recherche im Internet notwendig, da der Funktionsumfang recht groß ist und von Garmin keine brauchbare Bedienungsanleitung mitgeliefert wird.


Display

Falk Ibex: Großes, gut sichtbares Display mit Touchbedienung, die allerdings nur bei schönem Wetter komfortabel zu nutzen ist (bei Regentropfen reagiert das Touchdisplay nicht mehr richtig, und bei kaltem Wetter stört das häufige An- und Ausziehen der Handschuhe).

GPSmap 64s: Display etwas kleiner, was allerdings aufgrund des detailreicheren Kartenmaterials kein Nachteil ist. Die Bedienung erfolgt über Drucktasten, was bei Regen und bei Kälte (mit Handschuhen) komfortabler ist.


Verbindung mit dem Computer

Tracks und Routen lassen sich bei beiden Geräten einfach per Drag & Drop in einen entsprechenden Ordner ziehen, sobald sie an den Computer angeschlossen werden. Einen Unterschied gibt es jedoch bei den verbauten USB-Buchsen:

Falk Ibex: Verwendet einen Mikro-USB Anschluss, der nach 3 Jahren ausgeleiert war. Mikro-USB-Buchsen sind anfällige Verschleissteile und nicht zu empfehlen. Der Austausch der Buchse war jedoch möglich und kostete in einer Handy-Werkstatt rund 40 €. Bei Geräten, die ein verklebtes statt verschraubtes Gehäuse haben, wäre eine solche Reparatur nicht möglich.

GPSmap 64s: Verwendet einen robusteren Mini-USB-Anschluss.


Kartendarstellung

Falk Ibex: Vereinfachte Kartendarstellung, bei der die zu fahrende Route, das Straßennetz und die Position von Wäldern gut sichtbar angezeigt werden. Details zu in der Nähe befindlichen POI (Points of Interest), Gebäuden oder Landschaftsmerkmalen sind jedoch nur wenige vorhanden. Seen und Gewässer sind zum Teil nicht verzeichnet oder werden bei größeren Zoomlevels ausgeblendet. Auf diese Weise ist es schwierig sich unterwegs einen umfassenderen Überblick über die Landschaft zu verschaffen.

GPSmap 64s: Bietet die Möglichkeit beliebiges Kartenmaterial zu verwenden, z. B. kostenlose OSM-Karten, die sehr viel detaillierter sind als bei Falk. Die von mir favorisierte OpenFietsMap, auf der die Art der Straßenoberflächen verzeichnet ist (Asphalt, unbefestigt etc.) kann ich somit auch unterwegs nutzen, was die spontane Wegplanung doch sehr vereinfacht. Garmin selbst bietet die TOPO Deutschland v7 PRO Karte an. Diese ist kostenpflichtig, bietet aber eine an das Aktivitätsprofil angepasste Routingfunktion (ActiveRouting, s. u.).

Sehr praktisch ist beim GPSmap auch die Möglichkeit mit dem Kursorpfeil auf ein beliebiges Element auf der Karte zu zeigen (z. B. eine Straße, ein Gebäude, ein Gewässer), wobei man den Namen und die Entfernung angezeigt bekommt. In der Ferne sichtbare Objekte lassen sich so über die Karte identifizieren.


Qualität des Routings

Falk Ibex: Die vom Gerät berechneten Routen führten leider allzu häufig über stark befahrene Straßen. Ich habe das Gerät daher nach anfänglichen Tests nur noch für das Nachfahren von vorab am Computer geplanen Routen verwendet, was mithilfe der komfortablen Abbiegehinweise dann allerdings perfekt funktionierte.

GPSmap 64s: Das Routing hängt vom verwendeten Kartenmaterial ab. Die Garmin TOPO Deutschland v7 PRO Karte bietet die sogenannte ActiveRouting-Funktion: Hierbei wird, je nach eingestellter Aktivität (Wandern, Fahrrad, Tourradfahren, Mountainbike etc.), auf hierfür geeigneten Wegen geroutet, was in der Praxis zu besseren Routenvorschlägen führt als beim Falk Ibex. Die kostenlos erhältliche OpenFietsMap bietet die Möglichkeit ausschließlich auf Radwanderwegen zu routen, was verblüffend gut funktioniert. Hier ist es wichtig, sich exakt an die empfohlenen Routingeinstellungen zu halten (siehe Routenplanung mit BaseCamp und der OpenFietsMap).


Abbiegehinweise

Falk Ibex: Bietet Abbiegehinweise (Richtungspfeil und Signaltöne, auf Wunsch auch Sprachansage) sowohl bei Routen als auch bei Tracks (letztere werden vom Gerät vorher in Routen umgewandelt). Anzeige der Entfernung bis zur nächsten Abbiegung mit Meterangaben und Countdown.

GPSmap 64s: Bietet Abbiegehinweise (Richtungspfeil und Signaltöne) nur bei Routen. Wer Tracks nachfahren möchte, muss sich rein visuell an der Displayanzeige orientieren (oder aber die Tracks zuvor mit BaseCamp in Routen umwandeln).


Wie komme ich zur Route?

Häufig befindet man sich bei Beginn einer Tour noch nicht direkt auf der Route, z. B. wenn man an einem Bahnhof ankommt und die Route in der Ortsmitte beginnt. Oder man unterbricht seine Fahrt und übernachtet ein Stück abseits der Strecke. Am nächsten Morgen möchte man dann zur Route zurückfinden.

Falk Ibex: Sehr komfortabel. Beim Start einer Route oder eines Tracks öffnet sich ein Dialogfenster, und man kann sich automatisch zum Startpunkt oder auf dem kürzesten Weg direkt zur Route navigieren lassen.

GPSmap 64s: Bei extern geplanten und auf das Gerät übertragenen Routen erfolgt grundsätzlich keine automatische Berechnung zur Route. Das Gleiche gilt für Tracks. Man muss sich hier also selbst helfen, z. B. indem man sich visuell über die Karte orientiert. Eine andere Lösung ist das Setzen eines Wegpunktes auf die Route (manuell im Gerät oder vorab in Basecamp), zu dem man sich dann navigieren lässt.

Anders ist es bei Routen, die vom GPSmap selbst berechnet werden: Hier erfolgt eine automatische Navigation vom aktuellen Standort zum Beginn der Route. Doch Vorsicht: Das Gerät routet immer zum Startpunkt, auch wenn man sich schon in der Mitte der Strecke befindet. Erst wenn man sich auf der ursprünglichen Route in korrekter Fahrtrichtung bewegt, wird dieses vom Gerät erkannt und die Routenführung wie gewünscht fortgesetzt.


Wie reagiert das Gerät bei einer Abweichung vom Kurs?

Falk Ibex: Beim Abweichen von der Route ertönt ein Warnton. Fährt man trotzdem in falscher Richtung weiter, wird nach kurzer Zeit eine neue Route berechnet (kürzeste Strecke zurück zur geplanten Route).

GPSmap 64s: Beim Abweichen von der Route gibt es keinen Warnton und es erfolgt eine automatische Neuberechnung zum nächsten Zwischenziel bzw. zum Ziel, was nicht immer im Sinne des Reisenden ist. Als Ersatz für den fehlenden Warnton lässt sich die Neuberechnung auf „Bestätigen“ einstellen, so das man zumindest vorher gefragt wird und die Neuberechnung ablehnen kann. Die Neuberechnung lässt sich aber auch ganz abschalten. Um Irritationen zu umgehen, wird meist empfohlen die geplante Strecke als Track und als Route gleichzeitig auf das Gerät zu laden und den Track im Hintergrund anzeigen zu lassen. So lässt sich im Zweifelsfall noch nachsehen, wo man ursprünglich fahren wollte.

Bei der Abweichung von einem Track gibt es beim GPSmap 64s weder Warnhinweise noch eine Neuberechnung. Hier muss man regelmäßig auf dem Display überprüfen, ob man sich noch auf dem Track befindet.


POI und spezielle Ziele finden

Beide Geräte verfügen über ein umfangreiches Archiv an POI (Points of Interest) und Sonderzielen, die als Teil des Kartenmaterials gespeichert sind.

Falk Ibex: Zu allen POI gibt es Entfernungsangaben, Adressen und Telefonnummern, bei Sehenswürdigkeiten teilweise sogar Beschreibungstexte und Fotos. Die Verwendung eigener POI ist nicht möglich. Wer die Datenbasis aktualisieren will, muss sich neues Kartenmaterial (kostenpflichtig) herunterladen.

GPSmap 64s: Zu allen POI werden Entfernung und Himmelsrichtung angezeigt. Adressangaben gibt es keine. Das GPSmap bietet jedoch den Vorteil, dass sich zusätzliche POI-Sammlungen auf das Gerät laden lassen, die kostenlos im Internet angeboten werden. Zum Beispiel ist es möglich sich alle Bankautomaten von Volks- & Raiffeisenbanken oder ein Verzeichnis von Bauwerken mit gotischer Architektur hochzuladen. Auf diese Weise lässt sich die Suchfunktion an eigene Interessen anpassen. Ein anderer Vorteil ist, dass bei der Verwendung von OSM-Karten die Datenbasis stets zeitnah aktualisiert wird, ohne dass hierfür Folgekosten entstehen.


Größe und Gewicht

Das GPSmap ist größer, klobiger und inklusive Akku 30 g schwerer als das Falk. Das Gewicht relativiert sich allerdings, wenn man die Akkulaufzeit berücksichtigt.

Falk Ibex: 11,6 x 7,7 x 2,4 cm.
Gerät mit Akku (6,5 Std. Laufzeit): 200 g. Gerät mit Akku + 2 Reserveakkus (19,5 Std. Laufzeit): 275 g.

GPSmap 64s: 16 x 6,1 x 3,6 cm.
Gewicht mit Akkus (18,5 Std. Laufzeit): 230 g. Gerät mit Akkus + 6 Reserveakkus (58 Std. Laufzeit): 430 g.


Fazit & Empfehlung

Ein „Komfort-Fahrrad-Navi“ wie das Falk Ibex ist ideal für Menschen, die sich nicht großartig mit einem GPS-Gerät beschäftigen möchten und das Gerät vor allem zum Nachfahren von vorab geplanten Routen verwenden – die meines Erachtens bei Tagestouren komfortabelste Methode. Geräte mit geplanter Obsoleszenz (verklebte Gehäuse, fest eingebaute Akkus, Micro-USB-Buchsen) würde ich jedoch meiden, da die Lebensdauer hier erwartungsgemäß sehr gering ist.

Anders sieht die Sache aus, wenn man mehrere Tage unterwegs sein möchte und ein zuverlässiges Navi für jede Situation sucht. Durch das detailliertere Kartenmaterial, die bessere Routenberechnung, die längere Akkulaufzeit und die selbst erstellbaren POI-Verzeichnisse eignet sich ein „Allround-Outdoor-Navi“ wie das GPSmap 64s besser für das Erkunden unbekannter Regionen auch ohne vorherige Planung.

Inzwischen verwende ich das GPSmap 64s jedoch auch bei Tagestouren, da ich auch hier auf die detaillierte OSM-Kartendarstellung nicht mehr verzichten möchte.

Bei Mehrtagestouren hat sich die Methode bewährt, eine Strecke mit Basecamp als Luftlinienroute zu exportieren und die exakte Routenberechnung dem GPSmap zu überlassen (TOPO Deutschland v7 PRO Karte, Aktivität „Tourradfahren“). Hierbei lege ich nur einige wichtige Orte als Zwischenziele fest. Mit dieser Methode war ich z. B. auf meiner 5-tägigen Wendland-Tour unterwegs.