Historische Altstädte zwischen Elbe und Elster

Wer von Berlin aus an die Elbe fährt, denkt meist an das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Es gibt in Brandenburg jedoch noch einen zweiten Elbabschnitt – nämlich im äußersten Süden des Landes an der Grenze zu Sachsen. Hier, in der Region zwischen Elbe und Schwarzer Elster, möchte ich mir bei einer 2-Tages-Wochenendtour einige historische Städte ansehen – zunächst an der Elbe entlang Richtung Süden und dann an der Schwarzen Elster wieder zurück nach Norden. Geplant habe ich eine Übernachtung im Zelt am Wegesrand. Also Campingausrüstung eingepackt, und los geht es!

Nach einer rund 2-stündigen Fahrt mit dem Regionalzug erreiche ich den Startpunkt meiner Tour – Herzberg an der Elster. Der Bahnhof liegt etwas außerhalb der Stadt, und so fahre ich zunächst in das Zentrum, um mir die Altstadt anzusehen. In der 1350 erbauten spätgotischen Backsteinkirche St. Marien findet gerade eine Hochzeit statt, so dass ich mir die original erhaltenen Deckenmalereien aus dem 15. Jh. leider nicht ansehen kann. Sehenswert sind aber auch das Alte Kurhaus am Stadtpark und die direkt gegenüberliegende Villa Marx, die sich inmitten eines romantisch zugewachsenen botanischen Gartens befindet – eine urige kleine Oase, die bereits zu Jugendstilzeiten angelegt wurde.

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Ich verlasse Herzberg in südlicher Richtung, und auf überwiegend asphaltierten Radwegen geht es weiter über Kölsa in Richtung der Stadt Torgau, die sich bereits im Bundesland Sachsen befindet. Schon der Blick vom gegenüberliegenden Ufer ist beeindruckend, denn die Stadt wirkt wie eine Festung direkt an der Elbe. [Torgau leitet sich übrigens von dem slawischen Wort Trg für „Markt“ ab – vgl. auch die rumänische Stadt Târgu Mureș oder das bulgarische Targowishte. Auch der Name des italienischen Triest (ursprünglich Tergeste), leitet sich hiervon ab.]

Das markante Gebäude oberhalb der Festungsmauer ist Schloss Hartenfels, ein prachtvoller Bau aus der Zeit der Renaissance, erbaut im 15.–16. Jahrhundert. Ein schönes Fotomotiv im Innenhof ist der Wendelstein, ein schneckenförmiges Treppenhaus aus Elbsandstein. Weniger schön ist der sog. Bärengraben – ein Burggraben, in dem einer alten Tradition folgend zwei bedauernswerte Braunbären ihr Leben verbringen müssen – dieses jedoch zur Freude zahlreicher Besucher, die sich eher für die Bären als das historische Schlossensemble zu interessieren scheinen.

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20180520_Elbe-Elster_13   Torgau, Schloss Hartenfels

Auch sonst hat Torgau viel Interessantes zu bieten und die Stadt wirkt wie ein Museum der Renaissancearchitektur. Am Ende des 2. Weltkriegs wurde die Stadt bekannt, als hier russische und amerikanische Soldaten aufeinandertrafen und sich symbolisch die Hand gaben, woran ein sowjetisches Denkmal am Elbufer erinnert. Eine abschließende Stadtrundfahrt führt mich noch am Werk des größten Arbeitgebers der Stadt vorbei, der Porzellanmanufaktur Villeroy & Boch, bevor ich wieder auf das andere Elbufer zurückfahre.

Inzwischen ist es Nachmittag geworden und auf den Trubel in Torgau folgt eine ruhigere Passage entlang des sächsischen Elberadwegs in südlicher Richtung.

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Gegen 18 Uhr erreiche ich die Elbfähre bei Belgern und beginne, mich nach einem Übernachtungsort umzusehen. Von Anwohnern bekomme ich einen Hinweis auf eine schön gelegene Stelle hinter dem Elbdeich bei Tauschwitz, an der ich schließlich mein Zelt aufbaue. Vor der Geräuschkulisse der dahinplätschernden Elbe und zahlreicher singender Goldammern (dem wohl häufigsten Vogel auf der bisherigen Tour) verbringe ich hier einen ruhigen Abend. Später kann ich am gegenüberliegenden Ufer sogar noch einen seltenen Seeadler (Haliaeetus albicilla) beobachten. Es lohnt sich doch immer wieder, ein Fernglas dabei zu haben.

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Zweiter Tag. Gegen 7 Uhr habe ich mein Zelt zusammengepackt und fahre bei phantastischem Wetter weiter auf dem Elberadweg. Südlich von Stehla erreiche ich wieder Brandenburger Gebiet. Gefühlt wird die Landschaft hier noch etwas schöner, und ich durchfahre nun das Landschaftsschutzgebiet Elbaue Mühlberg.

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Um kurz nach 9 Uhr erreiche ich die nächstgrößere Stadt – Mühlberg an der Elbe. Hier sehe mir zunächst das Zisterzienserkloster Marienstern an – ein frühgotischer Backsteinbau aus dem 13. Jahrhundert. Sehr schön erhalten ist auch der benachbarte Altstädter Markt, an dem sich das älteste Wohngebäude Brandenburgs befindet.

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Ähnlich wie Torgau wirkt auch Mühlberg wie ein Architekturmuseum, und in den meisten Straßen stört nicht eine moderne Fassade den historischen Eindruck. Allerdings ist hier im Gegensatz zu Torgau weit weniger los und auch Läden oder Cafés sind kaum vorhanden. Etwas schade ist, dass die Hochwasser der letzen Jahre den Bau recht hässlicher Betonschutzmauern im Bereich des Hafens notwendig gemacht haben.

Bei Mühlberg verlasse ich den Elberadweg und fahre nun landeinwärts auf der Radroute FR5 in Richtung Bad Liebenwerda. Die Strecke ist leider recht unspektakulär und führt an mehreren Windparks vorbei. Auch mit Ackergiften wird auf den Getreidefeldern nicht gespart, und so ist auf der ganzen Wegstrecke nicht ein einziger blühender Wegesrand zu sehen.

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Gegen Mittag erreiche ich Bad Liebenwerda. Die Stadt ist recht klein, macht aber einen freundlichen und herausgeputzten Eindruck, was vermutlich – neben dem Engagement der Bewohner – auch den Steuereinnahmen durch eine Kurklinik und das hier ansässige Getränkeunternehmen Mineralquellen Bad Liebenwerda zu verdanken ist.

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Auf meiner letzten Etappe fahre ich nun auf dem Schwarze-Elster-Radweg in nördlicher Richtung. Der Fluss ist leider vollständig begradigt und gleicht eher einem Kanal, so dass die Fahrt nicht viel Abwechslung bietet. Rund um Bad Liebenwerda ist der Weg zudem recht karg und bietet wenig Schatten. Nördlich von Wahrenbrück wird es dann aber grüner, und der alte Baumbestand sorgt bei sommerlichen Temperaturen für angenehme Kühle.

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Bei Uebigau verlasse ich den Schwarze-Elster-Radweg und habe noch Zeit mir das Schloss Uebigau und den historischen Ortskern anzusehen, bevor ich am späten Nachmittag Falkenberg/Elster erreiche – ein Ort, der vor allem als Eisenbahnknotenpunkt bekannt ist, kreuzen sich hier doch gleich mehrere wichtige Bahnlinien. Hier beschließe ich meine Tour und besteige den Regionalzug, der mich in rund 2 Stunden nach Berlin zurückbringt.

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Mein Fazit: Sehenswert sind auf dieser Tour vor allem der Elberadweg und die historischen Altstädte. Der Schwarze-Elster-Radweg kann gegenüber dem Elberadweg leider nicht mithalten, denn ein richtiger Fluss ist eben doch wesentlicher attraktiver als ein Kanal. Das Tiefland zwischen Elbe und Elster ist eher als Überbrückungsstrecke zu betrachten.

Zurückgelegte Strecke: 138 km