Naturpark Mecklenburgische Schweiz (Teil 1)

Die Mecklenburgische Schweiz ist eine eiszeitlich geformte Hügelkette im Zentrum Mecklenburg-Vorpommerns, die sich nordwestlich des Malchiner Sees und des Kummerower Sees erstreckt. Die für ihre zahlreichen Schlösser und ihre abwechslungsreiche Landschaft bekannte Region ist seit 1997 als „Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See“ geschützt. Zudem soll es hier noch eine weitgehend intakte Natur geben – ein interessantes Ziel also für eine Sommertour, bei der ich wieder einmal über die Grenzen Brandenburgs hinauschauen möchte.

Geplant habe ich eine dreitägige Tour von rund 190 km Länge mit Start und Ziel in Waren/Müritz, das sich mit dem Regionalzug in weniger als zwei Stunden bequem ab Berlin erreichen lässt. Übernachten werde ich wieder im Zelt am Wegesrand, und neben einer steigungsreichen Strecke versprechen auch die angekündigten Temperaturen von 30–32 Grad Celsius in den kommenden Tagen eine interessante Herausforderung …

Erster Tag: Gegen 10 Uhr erreiche ich Waren an der Müritz und verlasse den Ort zunächst in nördlicher Richtung. Anfänglich noch über asphaltierte Straßen, führt die Strecke bald über Schotterpisten und Feldwege, auf denen die Starkregenfälle der letzten Tage teils deutliche Spuren hinterlassen haben. Mehrmals kreuze ich dabei die Gleise der alten Bahnstrecke Waren–Malchin, auf denen sich heute touristische Fahrrad-Draisinentouren unternehmen lassen. Sehr schön sind bereits hier die vielen Feldblumen wie das Johanniskraut, das überall an den Wegrändern blüht.

 

Das erste Highlight ist Schloss Ulrichshusen – ein ehemaliges Rittergut, das sich unweit des Malchiner Sees auf einer Anhöhe befindet und derzeit als Hotel genutzt wird. Sehenswert ist auch die Kirche im folgenden Ort Schwinkendorf, die mit ihren beiden Fledermausgauben im Dach ein wenig so aussieht, als würde sie mit vergnügten Augen in die Landschaft schauen.

  

 

Nur wenige Kilometer entfernt liegt das spektakuläre Schloss Basedow, das zu den wichtigsten Schlossanlagen Mecklenburgs zählt. Bereits im 15. Jh. errichtet und mehrfach umgestaltet, bekam es im 19. Jh. schließlich seine heutige Fassade im Neorenaissance-Stil mit einer Kombination aus Backstein, roten Terrakotta-Elementen und weißem Kalkputz. In der benachbarten Dorfkirche lassen sich ein aufwändig gestalteter Altar sowie die älteste Barockorgel Mecklenburgs bewundern, an deren Bau angeblich sogar der berühmte Orgelbauer Arp Schnitger mitgewirkt haben soll. Nachdem ich bei einer Aufsichtsdame eine Gebühr von 3 € entrichtet habe, darf ich die Orgel fotografieren (wobei aber Freundlichkeit offensichtlich nicht im Preis enthalten ist).

  

  

Weiter geht es in Richtung der Kleinstadt Malchin (von slawisch malek = klein), die einen recht verschlafenen Eindruck macht. Hauptattraktionen sind hier die im Stile der Backsteingotik erbaute St.-Johannis-Kirche und zwei stilistisch passende Backstein-Stadttore.

  

  

Der Malchiner See ist leider auf der gesamten Strecke nur aus der Ferne zu erahnen, da sich die Schlösser in einiger Entfernung um den See verteilen. In Kummerow (von slawisch komor = Mücke) treffe ich daher zum ersten Mal auf ein Ufer, nämlich auf das des Kummerower Sees – mit seinen 32,5 Quadratkilometern immerhin der viertgrößte See Mecklenburg-Vorpommerns.

Inzwischen ist es 17.30 Uhr und es wird Zeit für die Suche nach einem Schlafplatz. Ich habe Glück und entdecke schließlich einen idyllischen Platz in einem Kiefernwäldchen mit großartiger Aussicht über den See. Auf dem gegenüberliegenden Ufer ist bereits der Hügelrücken der Mecklenburgischen Schweiz zu sehen, die ich morgen besuchen werden.

  

  

Leider bin ich hier zunächst nicht allein, denn in unmittelbarer Nähe haben zwei Familien ihre Autos bis an das Ufer herangefahren, Grills aufgestellt und die Musik laut aufgedreht, so dass ich noch eine Weile mit „den besten Hits der 70er, 80er und 90er“ beschallt werde. Später verziehen sie sich jedoch und es kehrt endlich Ruhe ein.

In der Dämmerung ertönt dann zu meiner Freude der Ruf der seltenen Rohrdommel (Botaurus stellaris) – einer ursprünglich in ganz Deutschland verbreiteten Bewohnerin der Schilfgürtel, von der in Mecklenburg noch ganze 350 Brutpaare existieren sollen. In anderen Bundesländern ist sie bereits ausgestorben bzw. nur noch in Einzelexemplaren vorhanden (z. B. in Bayern <10 Brutpaare). Ein äußerst seltener Vogel also, den ich noch nie zuvor in natura erlebt habe. Zufrieden schlafe ich ein.

Zweiter Tag: Die Wahl des etwas höher gelegenen Schlafplatzes hat sich ausgezahlt, denn während das Tal des Sees am Morgen vollständig mit Nebel gefüllt ist, blieb mein Zelt hier oben schön trocken. Bei strahlender Morgensonne fahre ich nun weiter durch eine malerische Getreidefelderlandschaft in Richtung des Ortes Verchen, der sich am Nordufer des Sees befindet. An dieser Stelle tritt der Fluss Peene aus dem Kummerower See heraus, nachdem er ihn von Süden nach Norden einmal durchflossen hat. Was mir nicht bekannt war: Hier gibt es keine Brücke sondern eine Kleinfähre, die vormittags erst ab 10 Uhr in Betrieb ist. Ich habe also rund 1,5 Stunden Zwangspause, die ich aber für ein Frühstück und eine willkommende Dusche in dem öffentlichen Bad am Wasserwanderrastplatz Aalbude nutze.

 

Die eigentliche Überfahrt dauert dann nur wenige Minuten, da die Peene an dieser Stelle nur etwa 60 Meter breit ist. Anschließend durchquere ich auf einem schnurgeraden Damm einen großen schilfgesäumten Polder namens Große Rosin, bei dem es sich um eine wiedervernässte, renaturierte Landschaft handelt – ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel wie Kraniche und Wildgänse.

Einen kurzen Abstecher mache ich in die Stadt Dargun um mir das dortige Schloss Dargun anzuschauen. Ursprünglich im 12. Jh. als Zisterzienserkloster errichtet, wurde es später in ein Schloss umgebaut, welches 1945 leider abbrannte und seitdem nur noch als Ruine erhalten ist.

 

An dieser Stelle habe ich den nördlichsten Punkt meiner Route erreicht und es geht wieder Richtung Süden in die eigentliche Hügellandschaft der Mecklenburgische Schweiz, von der ich im folgenden Teil berichten werde: Naturpark Mecklenburgische Schweiz (Teil 2)