Naturpark Mecklenburgische Schweiz (Teil 2)
Am Nordrand der Mecklenburgischen Schweiz erreiche ich die Landstadt Neukalen und mache im Marktplatz-Bistro mit Blick auf Rathaus und Kirche eine kurze Mittagspause. Ein schönes Fotomotiv sind auch die bunten Bootshäuser an der Teterower Peene, die hier von Teterow kommend durch den Ort fließt.
Inzwischen sind die Temperaturen auf 30 Grad angestiegen und schattenlose Passagen werden zunehmend anstrengend. Wälder sind aber leider nur in der Ferne auf den höheren Lagen der Hügel zu sehen, so dass sich die Fahrt zu einer schweißtreibenden Angelegenheit entwickelt.
Ich folge dem Tal der Teterower Peene in Richtung Teterow, das ich am späten Nachmittag erreiche. Hier mache ich erneut eine Rast und genieße die Kühle des Stadtparks unter alten Bäumen. Teterow ist mit seinen 8.500 Einwohnern nur unwesentlich größer als Malchin (7.500 Einwohner), wirkt auf mich aber freundlicher und lebendiger.
Zum Tagesabschluss wird es noch einmal anstrengend, denn ich möchte von Teterow an den Malchiner See fahren, um mir dort eine Campingstelle zu suchen. Dafür muss aber zunächst der 100 Meter hohe Hügelrücken der Mecklenburgischen Schweiz überwunden werden. Auch hier sind Waldflächen und schattige Bereiche selten – dafür bieten sich unterwegs ein paar schöne Fernblicke auf die umliegenden Getreidefelder und eine steile Abfahrt kurz vor Erreichen des Sees.
Nach 68 Kilometern mit Anstiegen von insgesamt 540 Höhenmetern neigt sich der Tag dem Ende zu. Eine Campingstelle finde ich direkt am Malchiner See neben einer Badestelle, so dass ich am Abend noch ein erfrischendes Bad nehmen kann.
Dritter Tag: Am Morgen sehe ich mir zunächst das in Seenähe gelegene Dorf Bristow an, in dem einige interessante Gebäude zu finden sind. Neben einem Gutshaus und verschiedenen Wirschaftsgebäuden im Tudor-Stil ist das vor allem die Dorfkirche, die als älteste protestantische Kirche Mecklenburgs gilt.
Vom Malchiner See geht es wieder hoch in die Hügellandschaft. In einer ständigen Berg- & Talfahrt arbeite ich mich über Feldwege und Sandpisten voran. Waren auf der bisherigen Tour nur vereinzelt schöne Aussichten zu finden, so wird die Landschaft hier nun zunehmend malerisch und ich bin begeistert von zahllosen Feldblumen und Schmetterlingen am Wegesrand. In einem Waldstück entdecke ich sogar einen Großen Schillerfalter (Apatura ilia) – ein ebenso seltener wie hübscher Falter, der abhängig vom Betrachtungswinkel eine blau irisierende Färbung zeigt.
Es folgt ein weiteres Herrenhaus, die sogenannte „Burg Schlitz“ – ein klassizistischer Bau aus dem Jahre 1806, der heute als Hotel genutzt wird und – trotz des Namens – eher an eine überdimensionierte Villa als an eine Burg erinnert. Interessant ist der sogenannte Nymphenbrunnen im Park – ein Brunnen im typischen Jugendstil mit drei bronzenen Nymphen in Lebensgröße. Dieser befand sich zunächst in Berlin in der Leipziger Straße im Besitz eines jüdischen Verlegers. Nach dessen Enteignung im Jahre 1934 wurde der Brunnen abtransportiert und hier aufgestellt. Ein weiteres Exemplar des Brunnens befindet sich im New Yorker Central Park.
Der wohl schönste Ausblick auf die Mecklenburgische Schweiz bietet sich vom benachbarten Röthelberg (98 m) in südöstlicher Richtung. Unter schattigen Eichen kann man es hier eine Weile aushalten.
Das letzte „Schloss“ auf meiner Route ist das nach einem Brand im Jahre 1920 neu wiederaufgebaute Gutshaus Vollrathsruhe, welches zusammen mit einem alten Marstall und einem Plattenbau ein kurioses Dreier-Ensemble bildet.
Nun geht es langsam wieder zurück zu meinen Ausgangspunkt Waren/Müritz. Auf den letzten Kilometern über Lütgendorf und Alt Gaarz fahre ich noch einmal durch riesige Getreidefelder und entdecke einen Kirschbaum, der mir eine süße Erfrischung beschert – was mir angesichts drückender Temperaturen um die 32 Grad gerade recht kommt.
Gegen 18 Uhr erreiche ich schließlich Waren an der Müritz, das mir mit seinen 21.200 Einwohnern nach den menschenleeren Regionen der letzten Tage fast wie eine laute und hektische Metropole erscheint. In der Ferienzeit ist die Stadt zudem voller Touristen. Sehr angenehm ist hingegen die kühle Brise, die von der Müritz herüberweht, so dass man hier fast den Eindruck hat, sich am Meer zu befinden.
Gesamtstrecke: 190 km
Anstiege gesamt: 1650 Höhenmeter
Direkt im Anschluss an diese Tour habe ich noch die Müritz umrundet, womit sich eine 5-Tages-Tour mit einer Gesamtstrecke von 315 km und Anstiegen von insgesamt 2300 Höhenmetern ergibt, aber das ist eine andere Geschichte …