Von den Seelower Oderhängen nach Küstrin

Heute geht es erneut mit der Oderlandbahn in die deutsch-polnische Grenzregion. Nachdem ich die Oderhänge bei Lebus und Mallnow bereits bei einer früheren Tour erkundet hatte (siehe Tourbericht: Zu den Adonisröschen an die Lebuser Oderhänge), möchte ich mir heute die Hänge südlich des Ortes Seelow ansehen. Nach einer Rundfahrt durch das südliche Oderbruch soll es auf dem Oder-Neisse-Radweg weiter bis nach Küstrin gehen.

Ich beginne meine Tour am Bahnhof Seelow-Gusow. Mein erster Weg führt mich zur Gedenkstätte Seelower Höhen, die am östlichen Rand von Seelow direkt an den Oderhängen liegt. Im April 1945 fand hier die entscheidende Großoffensive der sowjetischen Armee statt, die schließlich in der Einnahme Berlins endete. Die monumentale Plastik des russischen Soldaten, der an einem zerstörten deutschen Panzer ruht, gehört – neben den sowjetischen Ehrenmalen im Berliner Tiergarten und im Treptower Park – zu den bedeutendsten sowjetischen Kriegsdenkmälern in Deutschland.

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Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Ort Seelow fahre ich weiter über Friedersdorf auf der Route des Oderbruchbahnradwegs in südlicher Richtung.

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In Dolgelin zweigt direkt am Bahnhof der Dolgeliner Adonisröschenwanderweg ab, dem ich nun folge. Von einem Rastplatz aus bietet sich ein weiter Blick über die Oderhänge und das südliche Oderbruch.

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Der Wanderweg führt durch das Naturschutzgebiet „Langer Grund“ und verläuft auf einer alten, in den 1960er Jahren stillgelegten Bahntrasse. Da sich unter dem Gras noch die alten Holzschwellen befinden, müssen Radfahrer die rund drei Kilometer lange Strecke allerdings schieben.

Typisch für die bis zu 50 Meter hohen Oderhänge sind lichte Wälder und Halbtrockenrasen, die vielen wärmeliebenden Pflanzenarten ein Refugium bieten. Zu sehen sind hier von April bis Anfang Mai auch die seltenen und eigentlich aus zentralasiatischen Steppengebieten stammenden Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), die dem Wanderweg ihren Namen gaben. An dieser Stelle sind es jedoch nicht ganz so viele, wie an den bekannteren Hängen in Lebus und Mallnow.

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Wie jedes Jahr läuft mir auch hier wieder ein Schwarzblauer Ölkäfer (Meloe proscarabaeus) über den Weg, der sich auf sandigen Hängen und in offenen Graslandschaften besonders wohl fühlt. Auf einem blühenden Schlehenbusch entdecke ich kurz darauf die spektakuläre Zahl von 15 Maikäfern, die hier die Mittagsstunden verschlafen.

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Bei Libbenichen stoße ich wieder auf den Oderbruchbahnradweg und durchquere auf der Route Sachsendorf – Tucheband – Reitwein die flache Landschaft des Oderbruchs. Nach den idyllischen und naturnahen Oderhängen stellt sich hier leider abrupt Ernüchterung ein, denn über der Landschaft liegt ein penetranter Güllegeruch, und die Gräben sind zum Teil mit einer zentimeterdicken Gülleschicht verkrustet.

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In Reitwein, dem südlichsten Ort des Oderbruches, besuche ich noch einmal die markante, im Stil der Neogotik erbaute Backsteinkirche (siehe Tourbericht: Zu den Adonisröschen an die Lebuser Oderhänge) bevor ich kurz hinter dem Ortsausgang auf den Oder-Neisse-Radweg treffe, dem ich nun in nördlicher Richtung bis Küstrin folge.

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Rund 9 Kilometer sind es von Reitwein noch bis zur Grenzstadt Küstrin. Hier beschließe ich den Tag mit einem Blick auf die Oder und die Ruinen der 1902 erbauten und seit vielen Jahren leerstehenden Artilleriekaserne, bevor ich am Bahnhof Küstrin-Kietz wieder den Regionalzug in Richtung Berlin besteige.

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Zurückgelegte Strecke: 56 km