Von Feldberg in das Boitzenburger Land

Die Region zwischen Feldberg und Boitzenburg steht schon lange auf meiner Touren-Wunschliste, treffen hier im mecklenburgisch-brandenburgischen Grenzgebiet doch zwei attraktive Naturparks aufeinander – auf der mecklenburgischen Seite der Naturpark Feldberger Seen und auf brandenburger Seite der Naturpark Uckermärkische Seen. Als Start und Endpunkt habe ich mir die Städte Neustrelitz und Prenzlau ausgesucht, die jeweils an einer Regionalzuglinie liegen und ab Berlin gut erreichbar sind. Da die Strecke mit etwas über 100 Kilometern ein wenig zu lang ist für eine Tagestour, habe ich eine Übernachtung im Zelt (am Wegesrand) geplant.

Ich starte am Morgen in Neustrelitz. Der erste Tag meines Ausflugs ist mehr oder weniger identisch mit einer Tour, die ich bereits früher einmal gemacht hatte (siehe Naturpark Feldberger Seenlandschaft): Über Wokuhl und Goldenbaum fahre ich bis kurz hinter Feldberg, wo ich in der Nähe eines Sees auf einer versteckt liegenden Wiese mein Zelt aufschlage.

Die Nacht unter freiem Himmel verläuft ruhig. Am Abend ist ein größeres Tier zu hören, das in einem naheliegenden Sumpf ein Bad nimmt (vermutlich ein Wildschwein?), und am frühen Morgen ertönen mehrere Schüsse, zum Glück in weiter Entfernung. Ansonsten sind keine Tiere zu sehen oder zu hören. Gegen 7 Uhr packe ich mein Zelt und mache mich auf in Richtung Fürstenwerder.

03  170805_Boitzenburg_05

Der Weg führt durch Kornfelder und eine praktisch menschenleere Landschaft. Auch in der Ferne sind nur wenige Dörfer zu sehen, was aber auch nicht verwundert, denn mit 16 Einwohnern pro km² gehört die Nordwestuckermark zu den am dünnsten besiedelten Regionen Deutschlands. Die Chance hier an einem Sonntagmorgen eine geöffnete Bäckerei zu finden ist natürlich denkbar gering, und so besteht mein Frühstück heute aus am Wegesrand gesammelten Brombereen.

10  06

08  20

Auf dem Bahntrassenweg Spur der Steine geht es weiter über die Orte Weggun und Krebitz. Züge fahren hier schon seit langer Zeit nicht mehr, denn die Gleise der Nebenstrecke wurde bereits 1945 demontiert. Seit 2007 wird hier nun Stück für Stück asphaltiert um Touristen in die Region zu locken. Die schnurgerade Piste bietet jedoch wenig Abwechslung, so dass ich bald auf die für mich interessanteren alten Kreisstraßen ausweiche, wo wenigstens noch ein wenig „ländliches Flair“ zu spüren ist.

09  11

Gegen 12 Uhr erreiche ich mein Tagesziel Boitzenburg, ein idyllisch auf Hügeln gelegener Ort mit 1400 Einwohnern. Hauptattraktion ist hier das Schloss Boitzenburg, in dem sich heute ein Hotel befindet. Sehr malerisch ist der durch den Ort fließende Mühlenbach, an dem sich zahlreiche Fischteiche befinden. Mit den Obstbäumen und der Marienkirche im Hintergrund wirkt das Bachtal fast wie eine Szene aus einem mittelalterlichen Gemälde. Bis zum 30-jährigen Krieg existierte hier auch ein Zisterzienserkloster, das jedoch nur noch als Ruine erhalten ist. Die ehemalige Klostermühle ist als technisches Denkmal für Besucher geöffnet und dient auch als Heimatmuseum.

12  14

15  16

19  17

Nach einer Rundtour durch den Ort und einem Picknick an der Klosterruine geht es anschließend weiter auf dem Uckermärkischen Radrundweg in Richtung Prenzlau, dem Endpunkt meiner Tour.

Prenzlau wurde im 2. Weltkrieg zu 85% zerstört und ist von zahlreichen Plattenbauten geprägt, die die Stadt leider ein wenig trostlos wirken lassen. Auch die vielen Hinweisschilder auf Pflegedienste lassen darauf schließen, dass die Stadt mit Abwanderung und Überalterung zu kämpfen hat. Sehenswert sind die Türme der Stadtbefestigung, wie z. B. der Mitteltorturm aus dem 15. Jahrhundert. Direkt daneben befindet sich die monumentale Marienkirche, ein Werk der Backsteingotik aus dem 13. und 14. Jahrhundert.

18  170805_Boitzenburg_22

Im Hofcafé des Dominikanerklosters lege ich abschließend bei einem Stück Kuchen noch eine Rast ein und warte auf meinen Zug.

Die Rückfahrt nach Berlin erweist sich dann als die größte Herausforderung der Tour, denn der aus Stralsund kommende Zug ist – wie immer am Wochenende – maßlos überfüllt, und es ist für Radfahrer oft eine reine Glückssache hier noch einen Platz zu finden. Mit Mühe schaffe ich es in den Zug, in dem die Drahtesel bereits übereinander gestapelt werden, während sich im Eingangsbereich Anhänger und Kinderwagen drängen. Auch diesmal können an vielen Bahnhöfen keine weiteren Radfahrer zusteigen, was zahlreichen Ausflüglern einen unerwarteten Tagesabschluss auf einsam gelegenen Bahnsteigen beschert. Es ist daher unter den gegebenen Umständen für Radfahrer nur bedingt zu empfehlen, im Sommer an Wochenenden einen der aus Richtung Ostsee kommenden Regionalzüge zu besteigen.

Zurückgelegte Strecke: 115 km